Wie kann Tesla seine Fabriken eigentlich so schnell bauen?
Tesla ist laut Umfragen mit Autofahrern die beliebteste Marke von Elektroautos – und das mit deutlichem Abstand bei der Zufriedenheit der Fahrer. Auch die Verkaufszahlen sprechen für Tesla und wenn es Neuigkeiten zu Innovationen bei Elektroauts gibt, dann steht in den Schlagzeilen vor allem ein Name: Tesla. Diese enorme Beliebtheit und Position als Spitzenreiter in der Industrie hat jedoch zumindest einen Haken: die Nachfrage ist umso schwerer zu decken, je beliebter die Marke wird.
Das stellt den Autobauer vor Herausforderungen, wie sie sonst kaum ein anderes Unternehmen hat. Während andere Autobauer den Bedarf an Autos mit dem Bau neuer Produktionsstätten deckt, wenn der Bedarf schon längst da ist und die Finanzen es gerade zulassen, so denkt Multimilliardär Elon Musk einige Schritte weit im Voraus.
Der Nachfrage einen Schritt voraus sein
Tesla könnte die Nachfrage nach seinen Autos sicherlich noch dadurch decken, dass Fahrzeuge aus den USA exportiert werden. Das ist jedoch nicht umweltfreundlich, nicht effizient, es würde zu Unmut bei Käufern aufgrund unnötig langer Wartezeiten verursachen und vor allem würde es die Preise der ohnehin nicht ganz billigen Fahrzeuge noch weiter in die Höhe treiben. Nichts davon ist im Sinne des Unternehmens oder seiner Kunden, sodass die Nachfrage sinnvoller gedeckt werden muss – idealerweise noch bevor sie entsteht.
Aus diesem Grund verzichtet Tesla darauf die Fahrezuge von einem Standort in alle Ecken der Welt zu exportieren und zieht es vor weltweit Produktionsstätten zu errichten. So werden Kosten langfristig reduziert und kurzen Transportwege verbessern das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Aktuelle Bestellungen werden praktisch sofort abgearbeitet und mehr lokale Fabriken können durch Steigerung der Produktion sofort auf eine steigende Nachfrage reagieren, ganz anders als wenn eine Fabrik am Limit produzieren würde, während neue Fabriken erst gebaut werden müssten. So ist Tesla seinen Kunden immer einen Schritt voraus.
Erfolg durch maximale Effizienz
Selbstverständlich könnte Tesla jede Fabrik nach völlig neuen Plänen entwerfen lassen und immer wieder bei Null anfangen. Dies wäre jedoch ineffizient und auch vollkommen sinnlos. Wenn das Auto als Produkt immer das gleiche ist, gibt es keinen vernünftigen Grund seine Fertigung durch immer neue Fabrikbaupläne immer wieder neu zu erfinden.
Aus diesem Grund nutzt Tesla eine Methode, die im kleinen Maßstab bereits seit gefühlten Ewigkeiten für zahllose Anwendungen erfolgreich genutzt wird: das Baukastenprinzip. Tatsächlich geht Tesla noch einen Schritt weiter und hat das Bauprinzip von Fertighäusern ein paar Nummern größer gemacht und es auf Fertigfabriken übertragen. So muss sich das Unternehmen nicht erst eine gefühlte Ewigkeit mit der Planung einer neuen Fabrik aufhalten, sondern nimmt schlichtweg bestehende Pläne und setzt sie an einem neuen Standort erneut um.
Flexibles Baukastenprinzip
Ein kleines Problem bleibt jedoch bestehen, wurde jedoch ebenfalls schon längst von Tesla gelöst. Denn während das Unternehmen exakt weiß wie eine perfekte Fabrik für die eigenen Fahrzeuge aufgebaut sein muss, so besteht immer ein Unsicherheitsfaktor in Bezug auf die lokalen Gegebenheiten, da letztlich jeder Standort einzigartig ist.
Dieses Problem hat das Unternehmen so gelöst, dass der Fabrikbaukasten immer wieder neu konfiguriert werden kann. Wenn eine Komponente nicht an eine Stelle passt, dann wird sie einfach an eine andere Stelle gesetzt und erfüllt dort ihren Zweck. Dies war wunderbar in Berlin zu beobachten, wo Tesla seine Pläne an die Proteste von Umweltschützern einfach angepasst hat um beide Parteien zufrieden zu stellen. Auch musste sich das Unternehmen daran anpassen, dass in Berlin Schienen als Transportweg zur Verfügung stehen, während es beispielsweise in Shanghai der Wasserweg war.
Darüber hinaus lernt das Unternehmen mit jeder neuen Fabrik. Selbst bei sehr hoher Effizienz ist immer eine Steigerung möglich. So überwacht das Unternehmen sowohl seine Produktion, als auch die Fertigung der Fabriken selbst um seine Pläne lange vor dem Bau einer weiteren Produktionsstätte zugunsten noch höherer Effizienz zu überarbeiten und fertig in der Schublade liegen zu haben.
Fertigfabrikbau quasi wie im Schlaf
Das bemerkenswerteste ist die Geschwindigkeit, in der Tesla eine neue Fabrik baut. Selbst Elon Musk bezeichnet es als unmöglich erscheinendes Tempo – und doch ist es möglich.
Die Lösung liegt in zwei Tricks. Tesla hat eine Fabrik, welche die Komponenten für die Produktionsstätten herstellt. So ist eine bessere Qualitätskontrolle und Arbeitsteilung möglich, bei der die Komponenten nur noch am Standort zusammengesetzt werden müssen. Da die Pläne immer gleich bleiben, bleiben auch die Reihenfolge, in der alle Komponenten angeliefert werden und aller Bauphasen so ähnlich und präzise auf einander abgestimmt, dass die Bauteams ihre Aufgaben praktisch im Schlaf beherrschen.